LUCID DREAMS und ÖDLAND waren in diesem Jahr wieder mit einem kleinen Stand auf der Leipziger Buchmesse vertreten.
Die Standgröße (2 m²) ist die kleinstmögliche und Selfpublishern vorbehalten. Kleinverlage können sie nicht buchen. Kann ich die Standgröße empfehlen? Kann ich als Selfpublisher die Anwesenheit auf der Buchmesse überhaupt empfehlen? Wie fällt meine Bilanz aus?
Was habe ich mit dem Verkauf von Büchern verdient und für Standmiete, Übernachtung, Parkgebühren, etc. ausgegeben? Wenn ich die reinen Zahlen betrachte, fällt das Fazit ernüchternd aus, dann habe ich Minus gemacht. Ein Überschlag:
Kosten:
- 495 € Standmiete (2m² inkl. Standbau und „Medienpauschale“, Early-Bird-Rabatt)
- 327 € Druck Bücher
- 207 € Druck Postkarten
- 60 € Druck Poster
- 184 € Hostel (Doppelzimmer, 3 Nächte)
- 26 € Fahrtkosten (halbe Tankfüllung, Berlin-Leipzig und zurück)
- 24 € Parkgebühren (4 Tage)
- 18 € Zahnstangenschloss (nicht im Standbau enthalten)
Gesamt:
- 1341 €
Einnahmen aus Buchverkäufen:
- 558 €
Das entspricht einem „Minus“ von 783 €. Aber darf man die nackten Zahlen eines Messeauftritts beurteilen? Welchen „Wert“ haben die Kontakte, die man knüpft und pflegt? Die Begegnung mit Leserinnen und Lesern ist nirgendwo so ehrlich wie auf der Leipziger Buchmesse. Es ist genau dieser „direkte Draht“ für den sich die Anwesenheit auf der Messe lohnt und der „wertvoller“ ist, als 783 €.
Einige Messebesucher hielten mich z. B. für einen Verkäufer, weil sie nicht davon ausgingen, dass sich der Autor persönlich von morgens bis abends an den Stand stellt. Neue Interessenten standen neben LeserInnen, die die Reihe bereits kannten und fragten sie, ob sie die ÖDLAND-Bücher empfehlen könnten. Da ich nur „Verkäufer“ war, bekam ich in diesen Momenten ungefiltertes Feedback. Zu meiner Freude fiel es positiv aus. 😀 Solche Begegnungen sind nur auf der Leipziger Buchmesse möglich.
Hört sich positiv an. Kleiner Stand, trotzdem Publikum. Aber es gibt Faktoren, die man berücksichtigen muss, bevor man sich für einen Selfpublisher-Stand entscheidet. Da ist z. B. die ungünstige Lage der Selfpublisher-Ecke, die meiner Meinung nach von der Messe mit voller Absicht so geplant wurde. (Nach dem Motto: Ministände müssen Nachteile haben, damit nicht alle Selfpublisher diese Standgröße buchen.)
Wie man an der Skizze erkennen kann, liegen die kleinen Stände nicht am Laufweg (grün), sondern bilden eine Bucht hinter (!) dem Publikum der Selfpublisher-Lesungen. Laufkundschaft verirrte sich entsprechend selten in die Ecke. Man musste sich in den Besucherstrom stellen, Passanten direkt ansprechen und sie zum Stand locken, wie ein Anreißer vor dem Restaurant. Das funktioniert, aber es ist offiziell nicht erlaubt. (!) Offiziell darf man nur vor seinem Stand Flyer verteilen. (!) Als Selfpublisher ist man gezwungen gegen die Messerichtlinien zu verstoßen, weil sonst nicht genug Leute zum Stand kommen. Es gibt immer Menschen, die sich Standnummern notieren, aber die sind in der Unterzahl. Entscheidend ist das Laufpublikum und das läuft an den Selfpublishern, im wahrsten Sinne des Wortes, vorbei. Hinzu kommt, dass der Verkauf von Büchern direkt am Stand nur am Sonntag erlaubt ist. (!) Möchte man an allen vier Tagen verkaufen, muss man die mobilen Kassen der Messe nutzen und 38% der Einnahmen abtreten. In Worten: Achtunddreißig Prozent. (!) Das muss man wissen, bevor man sich für einen 2 m²-Stand in der Selfpublisher-Ecke entscheidet.
Zusammenfassend kann man sagen, ein Messeauftritt ist Werbung und Werbung kostet Geld. Buchverkäufe sind Luxus. LeserInnen sehen ein Buch und wollen es gern mitnehmen und diesen Wunsch sollte ein Verlag erfüllen. Aber Buchverkäufe können den Messeauftritt nicht refinanzieren. Ich vermute, dass die Verhältnisse bei großen Verlagen nicht anders sind. Große Stände verkaufen möglicherweise mehr Bücher, aber die Standmiete ist entsprechend höher und sie sind deutlich personalintensiver.
Vielen Dank an alle LeserInnen und Leser, die uns in Halle 5 gefunden haben. Tatkräftig unterstützt wurde ich in diesem Jahr von der Bloggerin und Autorin Becca Braun, von der auch die Fotos stammen. Sich aufteilen und mit mehreren Interessenten gleichzeitig sprechen zu können, war eine der besten Erfahrung, die ich auf der diesjährigen Messe gemacht habe. Es hat uns so gut gefallen, dass wir in Erwägung ziehen nächstes Jahr in Halle 2 zur Fantastik umzuziehen. Dann wären wir endlich, wo wir hingehören. 😀
Sehr gefreut hat mich, dass auf der ÖDLAND-Lesung am Sonntag alle Plätze belegt waren und sogar Passanten stehen geblieben sind, um Megas Abenteuern zu lauschen. Meine bis dato bestbesuchte Lesung, was mich sehr glücklich gemacht hat.
Hier ein paar Eindrücke von der Messe: