written on location VIKTORIASTADT

­­­­­In der Filmbranche gibt es den Begriff „on location“. Man findet ihn in Abspännen: „Filmed on location in Los Angeles County, California“. Der Film wurde nicht im Studio, sondern an Originalschauplätzen in L.A. gedreht. Wenn es ein Pendant für die Herstellung eines Romans gäbe, müsste es „written on location“ heißen. VIKTORIASTADT ist „written on location.“ Drei Jahre, von 2001 bis 2004, habe ich in der Spittastraße im Berliner Kiez Victoriastadt gewohnt. (Das c hat mich immer gestört. VIKTORIASTADT sieht einfach „viktorianischer“ aus. Ich werde deshalb im Folgenden nur von Viktoriastadt sprechen.) In dieser Wohnung entstand die Idee zu einer Geschichte, die in den Kellern von Viktoriastadt spielen sollte. Jahre später habe ich sie zur ÖDLAND-Reihe ausgebaut. ­

Auf der Übersichtskarte kann man erkennen, dass eine geografische Besonderheit Viktoriastadt schon immer zu einer Enklave gemacht hat. Die Gründerzeithäuser sind vollständig von S-Bahn-Linien umgeben. In der Endzeit werden die Wälle mit dem Bauschutt der umliegenden Häuser zu massiven Wehranlagen ausgebaut. Viktoriastadt hat also schon immer ein „Verteidigungsring“ umgeben.

Innerhalb der S-Bahn-Wälle herrscht eine eigenartige Atmosphäre, die schwer zu beschreiben ist. Obwohl der Verkehr auf der Marktstraße quer durch das Gebiet rumpelt, ist man vom Rest der Welt abgeschnitten. Man gehört weder zu Friedrichshain noch zu Lichtenberg, scheint sich außerhalb der Realität und in einer anderen Zeit zu bewegen. Ein Ort, wie geschaffen, für eine spannende Geschichte.

WARNUNG: Der Blogeintrag enthält Spoiler. Wer noch nicht alle Bücher der ÖDLAND-Reihe kennt und sie noch genießen möchte, der sollte die Lektüre des Artikels an dieser Stelle abbrechen. WARNUNG ENDE.

19-06-27 Wasserturm am Ostkreuz

Nest der Scharfschützinnen über dem Transitbereich in VIKTORIASTADT

Ortskundige haben es längst erkannt: Der Haupteingang der Enklave Viktoriastadt, den ich in den Romanen Transitbereich oder Gewächshaus nenne, ist natürlich das Ostkreuz. Wie durch ein Wunder ist es in seiner heutigen Form erhalten geblieben. Hier werden Frauen, die sich der Enklave anschließen möchten, einer „Gewissensprüfung“ unterzogen. Die meisten fallen durch, weil die Große Mutter Ödländerinnen grundsätzlich misstraut. Die Abgewiesenen werden in die Ruinen geschickt und ihrem Schicksal überlassen. Überwacht und beschützt wird der Transitbereich vom alten Wasserturm aus. Hier haben sich Viktoriastadts Scharfschützinnen postiert.

19-06-27 Haus der Mütter

Haus der Mütter in VIKTORIASTADT

Das größte Gebäude im Kiez ist auch in der Nachwelt das wichtigste Gebäude der Enklave. Die Deutsche Rentenversicherung (in der Übersicht oben links) wird zum Haus der Mütter. Mir gefällt der Gedanke, dass die trutzburgartige Fassade das positive Image des Mutterhauses ruiniert. Sehr treffend spiegelt die Front den Charakter der Großen Mutter: Unnahbar und verblendet.

19-06-27 Haus der Mütter Ausschnitt

Haus der Mütter – Ostturm

Das „Victoria-Center“ und die Gebäude zwischen Markt-, Hirschberger- und Schreiberhauerstraße gibt es in der Nachwelt nicht mehr. Während der Unruhen wurden sie zerstört. An ihrer Stelle wird der Platz der Viktoria angelegt und die Viktoriastatue errichtet. Die Nike der Siegessäule sollte in den Wirren des Zusammenbruchs vor der Zerstörung bewahrt und „gerettet“ werden. Der Schwertransport erreichte sein Ziel nicht und die goldene Göttin fand auf dem Platz der Viktoria eine neue Heimat.

19-06-27 Ehemaliger Kindergarten

Ehemaliger Kindergarten in VIKTORIASTADT

Ebenfalls ein wichtiges Gebäude der Enklave: Der ehemalige Kindergarten. (In der Übersicht: Schulhaus, Marktstraße 2-4.) Auf dem Hof findet im Fünften Buch die Entscheidungsschlacht zwischen Söldnern und Frauen statt. Hier richten Ruben, der Rote und sein Packesel Martin Unheil an:

»Der Rote wird sich aus Asche und Blut erheben. Wie ein Schnitter wird er unter die Weiber fahren und Knecht Martin wird treu an seiner Seite stehen. Wir zwei Hübschen werden Unheil anrichten. Großes Unheil. Jede Menge Unheil.« (Martin)

19-06-27 Ehemaliger Kindergarten Hintereingang

Ehemaliger Kindergarten – Hintertür

Die Söldner ahnen nicht, dass der Kindergarten ein historischer Ort ist. Im Vierten Buch erfahren wir, wie Hagen fünfzehn Jahre vor der Zuspitzung der Ereignisse, im Kindergarten die sechsjährige Mega fand mit einem blutbedeckten Grabendolch in der Hand. Er entführte sie nicht, er rettete das „auserwählte Kind“ und trug es auf seinen Schultern durch einen „See aus Blut“.

»Wir lassen der Krankheit den Vortritt. Wenn sie ihre Aufmerksamkeit nach vorn richtet, fallen wir ihr in den Rücken.« (Lilith)

Durch die Hintertür dringen Lilith, die weiße Flamme des Matriarchats, Jungschwester Yamini und die linientreuen Schwestern und Soldatinnen in den ehemaligen Kindergarten ein, fallen den Söldnern in den Rücken und geben dem Kampf um Viktoriastadt die entscheidende Wendung.

19-06-27 Megas Turmzimmer im Haus der Mütter

Megas Apartment im Westturm des Mutterhauses – VIKTORIASTADT

Bei ihrer Ankunft in Viktoristadt wird Mega bevorzugt behandelt. Die Große Mutter überlässt ihr die beste Wohnung der Enklave: die obersten Stockwerke im Westturm des Mutterhauses. (Auf der Karte am linken Ende der Hirschbergerstraße.) Mit Dusche und sauberem Bett scheint Mega über den Wolken zu schweben, doch so richtig wohl fühlt sie sich nicht in der neuen Umgebung. Vorbild für Megas Apartment war der als Erweiterungsbau 1953 errichtete, achtgeschossige Turm der Knorr-Bremse AG. Ein auffälliges Gebäude, das die Fantasie anregt. Was verbirgt sich in diesem Turm? Ein Sonnenobservatorium? Ein Dimensionentor? Außerdem würde man natürlich gern dort oben wohnen.

19-06-27 Schrot Totale

Der „Schrot“ am Südrand der Enklave VIKTORIASTADT

Der Schrotkugelturm, von den Schwestern „Schrot“ genannt, (auf der Karte: Nöldenerstraße 15/16) steht tatsächlich, wie im Vierten und Fünften Buch beschrieben, außerhalb der S-Bahn-Wälle und damit außerhalb des Einflussbereiches der Mütter. Wie der Name erkennen lässt, wurde im Schrotkugelturm Schrot hergestellt. Im freien Fall bilden sich nämlich perfekte Kugeln. Heißes Blei wurde in der Turmspitze tropfenweise fallen gelassen, kühlte auf dem Weg nach unten ab und tauchte als perfekte Kugel in ein Wasserbecken.

19-06-27 Schrot mit Liebesnest Ausschnitt

Das „Liebesnest“ im obersten Stockwerk des „Schrot“ – VIKTORIASTADT

Im Fünften Buch lässt Malika, die schwarze Flamme des Matriarchats, Lilith und ihre Anhängerinnen im „Liebesnest“ einsperren. Einem Karzer im obersten Stockwerk des Schrot.

Die verputzten Wände des »Liebesnestes« waren dicht mit Einritzungen bedeckt. Namen, Daten, Schüttelreime und Spottlieder, abstrakte Zeichen, gegenständliche Büsten und filigrane Reliefs. Schwestern und Jungschwestern hatten sie im Laufe der Jahre hinterlassen, um sich die Zeit zu vertreiben. (ÖDLAND Fünftes Buch)

Auf der Karte sind weitere, markante Orte der Enklave VIKTORIASTADT zu finden:

  • Haus der Schwesternschaft: Betonhaus, Türrschmidtstrasse.
  • Wasseraufbereitung: Denkmal Hartungsche Säulen, Stadthausstraße.
  • Eingang zum Gefängnisstollen: Betonhaus „Alte Schmiede“, Spittastraße.
  • Windkraftanlagen und Ställe: Sportstadion und Spielplätze, Kaskelstraße.

Making-of ÖDLAND V Cover-Shooting

In einem Hinterhof zwischen Ostkreuz und Rummelsburger Bucht, der als Lkw-Vermietung, Fahrradwerkstatt, Club und Abstellplatz für Tiny Houses genutzt wird, entstanden in dieser Woche die Fotovorlagen für das ÖDLAND V Cover.

18-11-29 Mega frontal Totale modellike

Dreadlock-Model Lenaig Hemonet als Mega Sorsha Devi

Wer LUCID DREAMS und die Arbeit an der ÖDLAND-Reihe verfolgt, der weiß, dass die Fotos keine Endprodukte darstellen, sondern den Auftakt zu einer detailgetreuen, grafischen Nachbildung der Figur, einer langsamen Annäherung an das finale Motiv. Der Coverdesiger Colin M. Winkler wird Elemente einzelner Fotos kombinieren und einen neuen Hintergrund einfügen.

Wie im letzten Beitrag angedeutet, möchten wir Mega auf dem Cover des fünften Buches allein und von vorn zeigen, die Augen direkt auf den Betrachter gerichtet.

18-11-29 Mega vh offene Dreadlocks

Mega mit offenen Dreadlocks

Leser und Leserinnen sollen unmittelbar mit Megas innerem Konflikt konfrontiert werden. Die Zerrissenheit der Hauptfigur spiegelt sich in ihrer „Kriegsbemalung“ aus Blut und Asche. Sie wird nicht so extrem ausfallen, wie im ersten Test, denn Gesicht und Stern sind wichtiger als die Kriegsbemalung. Ich poste in einem der nächsten Beiträge eine Auswahl an Fotos.

18-11-29 Mega auf Schwimmpanzer Beine baumeln Totale KLEIN

Mega auf dem Schwimmpanzer

Wie es der Zufall wollte, stand auf dem Hinterhof ein interessantes Amphibienfahrzeug. Der verrottete Schwimmpanzer soll angeblich noch fahrtüchtig sein, jede Menge Diesel verbrauchen und sogar mit Rapsöl fahren (!). Das Ungetüm hat mich an das Gefährt aus dem Kapitel Funkstille (ÖDLAND Erstes Buches DER KELLER) erinnert: Der brennende, schwarze Koloss, der Mega auf der Autobahn überholt. Ich nutzte die Gelegenheit und ließ Mega die Sonne auf dem Dach genießen.

18-11-29 Mega auf Schwimmpanzer Beine baumeln Nah

Die Große Schwester genießt die Sonne

Sonnig und warm sieht es allerdings nur auf den Fotos aus. In Wahrheit bewegten sich die Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und wir mussten uns zwischendurch immer wieder mit heißem Tee und einem Kachelofen aufwärmen.

18-11-29 Mega frontal lächelnd mit Jacke

Die Außentemperatur lag bei zwei Grad über Null

Die ÖDLAND V-TestleserInnen haben die letzten Seiten des letzten ÖDLAND-Bandes erreicht und dieses Wochenende finden bei Kaffee und Kuchen die Gespräche statt. Ich bin schon sehr gespannt auf das Feedback und besonders auf die Anmerkungen der Lektorin, die ich am ersten Advent treffen werde. Drückt uns die Daumen, dass die „Baustellen“ nicht zu groß ausfallen und ich den Text in der geplanten Zeit, bis Ende Januar 2019, überarbeiten kann.

Locationscouting ÖDLAND III

Der Reisebericht in die salzige Unterwelt Norddeutschlands enthält Spoiler. Leserinnen und Lesern, die ÖDLAND III noch nicht beendet haben, wird deshalb geraten zunächst einen Bogen um diesen Blogeintrag zu machen.

Wir erinnern uns: In ÖDLAND II will Mega die Autobahn überqueren, doch sämtliche Brücken wurden zerstört. Durch die Flut oder etwas anderes. Sie folgt dem Großen Fluss nach Norden auf der ersten Teerstraße hinter dem Deich, um Nathans Verstecke zu finden.

Der Sommer ist vorbei, die Tage werden kürzer und dunkler. Mitten in der Einöde stößt sie auf seltsame Gebäude, umgeben von der Asche verbrannter Wälder.

Hauptturm

Die Fabrik am Fluss – Der Hauptturm


Während der Konzeption der Endzeitgeschichte wurde mir klar, dass Mega auf einen Ort stoßen soll, dessen Gefährlichkeit die Menschen der Nachwelt vergessen haben.

Denn bei einem Systemkollaps würde jeder Komfort über Nacht verschwinden. Dinge wie Essen, Strom und Treibstoff wären von einem Tag auf den anderen nicht mehr verfügbar. Auf der anderen Seite gäbe es aber Relikte, die den Menschen erhalten bleiben würden. Altlasten, die man in massiven Stahlbehältern und tiefen Stollen verstecken müsste. Würden die Menschen der Nachwelt Generationen später noch wissen, was dort unten versteckt worden ist? Würden sie wissen, dass sie sich in Gefahr begeben, wenn sie sich diesem Ort nähern?

Maserung Stollenwand

„Maserung“ der Wände des Salzstollens


Der Dokumentarfilm INTO ETERNITY macht sich Gedanken zu der Frage: Wie muss ein Endlager gekennzeichnet werden, damit Menschen auch in tausend Jahren noch herausfinden können, dass es gefährlich ist. Denn niemand kann heute sagen, ob Menschen in tausend Jahren noch die Schriftstücke lesen können, die wir heute verfassen oder ob die Daten, in der Form, wie wir sie heute produzieren, überhaupt noch lesbar sein werden.

Von Sprachwissenschaftlern, Designern und Architekten gibt es die absurdesten Vorschläge zu dem Thema: Von kryptischen Icons, die schon heute niemand verstehen würde, über die Gründung eines Geheimordens dessen Aufgabe es wäre, das Wissen um die Gefahren der Radioaktivität von Generation zu Generation weiterzugeben, bis hin zu Landschaftskunst: Gewaltige, ringförmige Wälle bedeckt mit rostfreien Stahlstacheln. Eine Mischung aus Panzersperre und toter Evolution. Doch könnten die Maßnahmen die Menschen der Nachwelt davon abhalten die geheimnisumwobenen „Grabkammern“ der Altvorderen zu öffnen und den „Fluch der Pharaonen“ zu entfesseln? Würden die Warnungen die Neugier zukünftiger Menschen nicht erst recht anstacheln? Tatsache ist, dass Geheimnisse Menschen schon immer angezogen haben. Wahrscheinlich ist, dass sie dieselben Fehler machen würden, die wir gemacht haben. Sie würden die Büchse der Pandora öffnen.

Ein Merkmal haben alle Überlegungen zur Kennzeichnung von Endlagern gemeinsam: Sie wurden bisher nicht umgesetzt und im Chaos eines Zusammenbruchs würde niemand mehr an sie denken.

Um mich besser in die Situation der Bewohner des Salzstocks hineindenken zu können, entschloss ich mich zu einer Besichtigung des „Erkundungsbergwerks“.

Offizielles Erinnerungsfoto aus dem „Freizeitpark“ Gorleben:

Gruppenbild Salzstock

Ganz unten: „Undercover-Recherche“ im Erkundungsbergwerk Gorleben


Ich falle etwas auf, da ich zu spät kam und der einzige war, der noch am Helm rumfummelte, während der Rest der Gruppe schon über Druckausgleich und Bewetterung fachsimpelte.

Zur vorschriftsmäßigen Sicherheitausstattung jedes Besuchers gehören: Stahlkappenstiefel (besser zwei Nummern zu groß, als eine zu klein), schicker, einteiliger Overall in signalrot, (damit man im Stollenlabyrinth nicht verloren geht), Helm mit Kopflampe (ganz wichtig), ein praktisches Sauerstoffgerät im Handtaschenformat mit Atemluft für 20 min (allein der Weg im Fahrstuhl auf die 1000m Sohle hat 20 min gedauert) und ein Dosimeter. Kein Witz, ein Dosimeter, das die Strahlenbelastung in Millisievert anzeigt, der man während des Aufenthalts ausgesetzt ist. Und das, obwohl (offiziell zumindest) noch gar kein radioaktiver Abfall eingelagert wurde. Ich vermute, dass die Maßnahme eher der Beruhigung unserer Nerven dienen sollte. Um es gleich vorweg zu nehmen: Mein Dosimeter hat hinterher nichts angezeigt.

Weg zum Fahrstuhl

Gang zum Fahrstuhl


Der Weg zum Fahrstuhl erinnerte mich an Jodie Fosters Gang zur japanischen „Transportmaschine“ in ‚Contact‘. Ich weiß auch nicht warum.

Fahrzeug

Bohrkopffahrzeug

Im Salzstock herrschte hektische Betriebsamkeit und erstaunlich viel Verkehr. Es gab sogar Ampeln, an denen man als Fußgänger besser stehen blieb, wenn man nicht von Bohrkopffahrzeugen, Baggern oder Jeeps überrollt werden wollte.

Karte Salzstock

Karte des Salzstocks


Ich habe in ÖDLAND III nur die rote Ebene berücksichtigt, weil alles anderes zu kompliziert geworden wäre.

Die Werkstatt konnte praktischerweise an derselben Stelle bleiben, an der sie schon immer gewesen war, das Gewächshaus wurde im ehemaligen Lager errichtet, die Arbeitsräume wurden zur „Strandbar“ umfunktioniert, Dr. Maximilians Separee wurde im ehemaligen Tanklager (rechter Bildrand) erbaut, der allgemeine Wohnstollen wurde im Grubenwehrraum errichtet, der geschützte Bereich in der Bohrabteilung, im nach links oben führenden Stollen haben die Bewohner Krankenstation und Quarantäne untergebracht, aus der sogenannten „Füllortstrecke“ wurde der Versorgungsstollen mit Essensausgabe und Schwarzem Brett. Die gerade Verbindungsstrecke zwischen Bohrabteilung und Dr. Maximilians Refugium nannten die Bewohnern der dritten Generation „Hauptstollen“.

Messung des Salzflusses

Messung des „Salzflusses“


Obwohl es sich um Gestein handelt, ist der gesamte Untergrund in „Bewegung“. An Messpunkten auf „Stoßkanten“, lässt sich die „Strömungsgeschwindigkeit“ des Salzes ablesen. Sie ist nicht sehr stark, nur 0,1 bis 0,5 Millimeter im Jahr, doch im Laufe der Jahre summieren sich die Werte und nicht alle Stellen sind gleich schnell. Tektonische Bewegungen sind das Hauptproblem eines Endlagers im Salz.  Zugänge könnten in tausend Jahren z.B. einfach verschwunden sein.

Salzdunst

Salzdunst


Das rieselnde Salz bildete Dunstschleier, hindert aber nicht am Atmen. Tatsächlich wirkt es  therapeutisch und „reinigt“ die Lunge wie ein Solebad. Man darf nur die Flüssigkeitszufuhr nicht vergessen. Die geringe Luftfeuchtigkeit trocknet einen langsam aber sicher aus.

Salzstaub Mondlandschaft

Salzstaub auf dem Stollenboden


Feiner Salzstaub macht die Stollenböden zur Mondoberfläche.

Tafel Wettermessung

Wettermeßstelle 2.4



Atemluft wird von Wetterrohren in konstanter Geschwindigkeit durch die Stollen gedrückt.

Stollen+Wetter

Stollen und Wetterrohr

Werkstatt

Werkstatt + Versteck des INDU


In den Seitengängen der Werkstatt versteckt Mega den INDU.

Deich und Schwemmflächen II

Deich und Schwemmflächen


Wenn sie mitten im Februar mit den Söldnern wieder ins ÖDLAND aufbricht, herrscht tiefer Winter. Gefrorene Schwemmflächen und schneebedeckte Deiche säumen den Weg der Reisegruppe.

Überschwemmte Brücke im Eis

Überschwemmte Brücke am Ufer


Ewiger Winter. Endlose Stille.

ÖDLAND II Locationscouting

ÖDLAND Zweites Buch: Zu Beginn des letzten Drittels flieht Mega vor den Soldatenkindern und folgt der Autobahn im INDU nach Osten. Sie stößt auf einen großen Fluss (die Elbe) und eine zerstörte Autobahnbrücke (die A2 bei Magdeburg), die sie zu einem Umweg mit unabsehbaren Folgen zwingt. Ganz in der Nähe befindet sich ein Wasserstraßenkreuz. Die Stelle, an der der Mittellandkanal die Elbe überquert.

Um ein Gefühl für die Größe der Brücken und die Distanz zwischen ihnen zu bekommen, beschloss ich, mir die Orte genauer anzusehen und Fotos zu machen.

Autobahnbrücke und Wasserstraßenkreuz liegen verhältnismäßig nah beieinander. Deutlich näher, als ich in Erinnerung hatte. Mir wurde klar: Von der Autobahnbrücke aus würde Mega das Wasserstraßenkreuz sehen können. Und wenn sie es sehen könnte, dann würde sie auch erkennen können, dass es ebenfalls zerstört wurde und dann hätte sie sich möglicherweise nicht für diese Richtung entschieden, sondern eine andere Möglichkeit in Betracht gezogen.

Die Aufgabe: Mega darf das Wasserstraßenkreuz von der Autobahnbrücke aus nicht sehen. Doch wie soll das möglich sein? Warum sieht sie es nicht? Die Lösung: Den überschwemmten Flussauen entsteigt dichter Nebel. Die Ortsbesichtigung führte also zu einer Änderung des Wetters im Roman.

Mega wendet den INDU und folgt Nathans Wegbeschreibung. An der ersten Ausfahrt stößt sie auf ein Kieswerk, dass es an dieser Stelle wirklich gibt und sieht, wie die Förderbänder aus dem Nebel ragen.

Förderbänder des Kieswerks

Kieswerk


Auch die „Stahltore“ des Schiffhebewerks heben sich imposant aus dem Dunst. Besonders für einen Menschen wie Mega, der eine derartige „Konstruktion“ zum ersten Mal im Leben sieht.

„Stahltore“ des Schiffshebewerks Rothensee

Freie Passage zum jenseitigen Ufer

Der hallende Tunnel unter der Schleusenbühne ist die einzige Möglichkeit den Kanal zu überqueren. Übergänge und Stege wurden blockiert.

Auf der anderen Seite liegt eine kleine Siedlung. Privat- und Reihenhäuser. Insgesamt eher langweilig. Nur ein Haus mit auffälligem Grundriss weckte mein Interesse. Ich wählte es als Vorbild für das „Hexenhaus“.

H-förmiger Grundriss. H wie „Hexenhaus“.


Im Keller unter dem „ehemaligen“ Kühlraum findet Mega Nathans Funkgerät und seinen Brief. Sie soll auf der ersten Teerstraße hinter dem Deich nach Norden reisen und nach Sternen Ausschau halten, die Vorratslager markieren.

Später erreicht Mega das zerstörte Wasserstraßenkreuz, dass bei meiner Recherche vor Ort natürlich „noch“ ganz war und von zahlreichen Frachtkähnen überquert wurde.

Trogbrücke des Mittellandkanals. Elbüberquerung.


Ich gönnte mir den Spaß es zu Fuß zu überqueren und stellte mich am anderen Ufer unter das Stahlbett des Mittellandkanals, um mir die Geräusche der sich nähernden Schiffsschrauben anzuhören. Ein Fest für jeden Sounddesigner.

Stahlbett des Mittellandkanals über der Elbe


Im Roman sind unterschwellige Geräusche schwierig einzubauen, doch als alter Regisseur kann ich nicht aus meiner Haut. Ich sehe, höre und fühle jeden Ort, an dem Mega steht, lauscht und friert und das Dröhnen der Schiffsschrauben, das Tonnen von Stahl und Wasser in Schwingung versetzte, schien mir die namenlose Drohung des Ödlands sehr passend zu untermalen.

In Wolmirstedt, der ersten, kleinen Ortschaft hinter dem Wasserstraßenkreuz, wurde in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs meine Mutter geboren. Während eines Luftangriffs im Keller eines Bauernhauses.

Meine Großmutter schrie entsetzt, als ihr das Kind in die Arme gelegt wurde, doch nicht, wie man annehmen könnte, wegen der Fliegerbomben. Das kleine, blutige Ding, dass meine Mutter damals gewesen war, war von Kopf bis Fuß behaart und sah aus wie ein Affe.

ÖDLAND I Locationscouting

Aufmerksame Leser haben es vielleicht vermutet: Vorbild der ÖDLAND-Universität ist natürlich die Ruhr-Universität Bochum, an der ich von 1993 – 1996 studierte: Filmwissenschaften, Philosophie und Germanistik. Ich betrachtete die Zeit an der RUB als Wartesemester, denn eigentlich wollte ich an einer Filmhochschule studieren.

In meinem jugendlichen Wahnsinn ging ich damals felsenfest davon aus, dass ich früher oder später von einer Filmhochschule angenommen werden musste. Das es dann tatsächlich klappte, war jedoch pures Glück und keineswegs selbstverständlich.

Eine meiner ersten Begegnugen an der Ruhr-UNI, war die mit einem abgeklärten Langzeitstudenten, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte Erstis zu „erden“. Er bezeichnete die Universität als „geistige Legebatterie“ und die Studenten als „KZ-Hühner“. Tatsächlich traf seine Beschreibung den Nagel ziemlich gut auf den Kopf. Die Betonwüste zwischen Cafete und Mensa machte den Eindruck eines gestrandeten Raumschiffs, mit beborstenen Außenwänden und orientierungslos umherirrenden Versuchsobjekten.

Die Untergeschosse vor den Hinterausgängen der G-Gebäude (G wie Geisteswissenschaften), weit ab von jeder Zivilisation, besaßen eine besonders „einladende“ Atmosphäre. Hier fanden, soweit ich mich erinnern kann, nur Seminare satt, die man vor der Öffentlichkeit verstecken musste, wie „Kino der Depression“ und „99 Jahre Horrorfilm“. Die Seminarräume und Gänge in den Untergeschossen der RUB waren das Vorbild für den ÖDLAND-Keller.

schmucke Palettenkunst

gemütliche Lichtinstallationen

familiäre Atmosphäre

Kontaktbüro im Raum GBCF 05/613s Süd


 

 


 

 

 

 

 


Noch anheimelnder war die Atmosphäre in der Tiefgarage unter dem Audimax, die mit fünf unterirdischen Stockwerken die Außmaße einer Kleinstadt besaß. Sie war so groß, dass es länger dauerte zum Auto zu laufen, als zu Fuß nach Hause zu gehen. Unter den Studenten machten dann auch Gruselgeschichten von Menschen die Runde, die sich in der lichtlosen Unterwelt häuslich eingerichtet hätten. Die Atmosphäre der Tiefgarage prägt Megas erste Eindrücke von der Oberfläche, wenn sie nach dreizehn Jahren ins ÖDLAND zurückkehrt.

Rohrsystem an Beton

zielführende Fluchtwege

freundliche Marschmusik

Ein Licht am Ende des Tunnels